Goslarsche Zeitung, 1963, über Friedel Jenny Konitzer

Der Bund bildender Künstler führt jetzt die vierte Betriebsausstellung im Odermark-Klubhaus durch, die diesmal mit Zeichnungen und Ölbildern von Friedel Jenny Konitzer bringt (…)

Frau Konitzer hat bei der Auswahl ihrer Bilder bewußt auf eine frühere Schaffensperiode zurückgegriffen, weil diese Bilder gegenständlich sind, während sie sich in letzter Zeit, wie man auch bei den BBK-Ausstellungen sehen konnte, stärker dem Abstrakten und der Strukturtechnik zuwendet. Da sie zudem eine Liebe für das Großformat hat, war es nicht einfach, die für das Klubhaus geeigneten Bilder auszuwählen, doch wird sie sicherlich sowohl mit ihren federleichten Tuschezeichnungen wie mit ihren farbenfreudigen Ölbildern bei den Besuchern viel Anklang finden.

Frühere Arbeiten, die heute keine Gnade mehr vor den Augen ihrer Malerin finden? Keineswegs. Frau Konitzer betonte bei einer Presseführung, daß es für sie kein fest abgegrenztes Stilschema gebe, sondern daß sie in Hinblick auf Stil und Technik in einer ständigen Entwicklung stehe. Augenblicklich ist sie beispielsweise mit Radierungen, Holz- und Linolschnitten beschäftigt, eine Weiterentwicklung des in ihrem Werk ohnehin stark ausgeprägten grafischen Elementes, obgleich für sie die Zeichnungen "mehr Mittel zum Zweck" sind, nämlich die naturalistische Kurzschrift eines Eindrucks. "Ich habe Hemmungen, mich mit der Staffelei in die Gegend zu setzen", meint sie, und so bringt sie auf der Natur die Zeichnung ins Atelier, wo etwas Neues, etwas formal Durchgearbeitetes entsteht, ein den künstlerischen Ausdrucksformen untergeordneter Natureindruck. Das merkt man vor allem bei den Bäumen, denen ihre besondere Vorliebe gilt. Im vielfältigen Formenreichtum beherrschen sie ihre Zeichnungen, wobei das Wesentliche einer Baumart auf wenige Striche komprimiert und ins Ornamentale verwandelt wird. Es ist geradezu ein Vergnügen, die "Konitzer-Bäume", wie Grafiker Heier schmunzelnd anmerkte, näher zu betrachten und zu vergleichen. Die schwebende Leichtigkeit der Tuschzeichnungen, in denen der Rhythmus der Linie schwingt, die sich geradezu spielerisch der gesamten Bildkomposition unterordnet, bezaubert.

Die Künstlerin, die übrigens die Kunstschule in Köln besuchte, sich dann autodidaktisch weiterbildete und Schülerin von Prof. Rhein (Hannover) war, arbeitet interessanterweise lieber mit der Farbe, in der sie offenbar ein stärkeres Ausdruckselement sieht. Sie liebt die leuchtenden Farben die ihren hier und an da an den Kubismus erinnernden Ölgemälden das besondere Gepräge geben.

(Quelle: o. A. (um), Den Bäumen gilt das Interesse der Künstlerin. Betriebsausstellung im Odermark-Klubhaus bringt Zeichnungen und Ölbilder von Friedel Jenny Konitzer, in: Goslarsche Zeitung, Sonnabend, 4. Mai 1963) 

"Mit einem feinen Haarpinsel Strich neben Strich setzen … Welcher Maler arbeitet heute noch so? Es scheint, auch die bildende Kunst ist "härter" geworden. Vor einigen Jahren zeigte uns Friedel Jenny Konitzer, Goslar, noch zarte italienische Impressionen. Welcher Wandel zu dem Furioso in Feuerfarben jetzt in den Ausstellungsräumen des Museums!

Arbeiten in Öl, die schon in ihren Formaten die (Bilder-)Rahmen sprengen. Ungewöhnlich auch die Art, sie zu hängen. Fast am Boden. Sogar unter den Fenstern. Wie hat sie diese Fülle geschafft, in den wenigen Jahren? Die ersten entstanden um 1962.

Die ersten malte sie noch auf Leinwand. Heute trägt sie nur noch auf Spanplatte auf. Als Grundierung ein Hartwachs. Auf dem Holz trocknet es in ein, zwei Tagen - an den Händen sofort. Ich sehe manchmal schaurig aus, lacht sie darüber. Auf den Lack verstreicht sie die Farben.

Pinsel und Spachtel liegen längst vertrocknet in irgendwelchen Ecken. Die Platte am Boden. Darüber gebeugt, arbeitet sie mit beiden Händen, mit allen Kräften. Ein anstrengendes Arbeiten, und dazu muß es schnell gehen. Das Bild muß "fertig sein", ehe man die erste Tube Farbe ausdrückt.

Die Grundierung aus Wachs ist nicht etwa glatt verstrichen. Sind das überhaupt Bilder, oder ist das nicht manchmal schon mehr ein Flachrelief? Strukturen von fingerdicker Tiefe, runenhaft, zackig, narbig, eingegraben, aufgewühlt. Immer in Bewegung, ein wahrer Taumel des Dahinschießens, ein Drehen und Sprühen, Zusammenballen und Auseinanderschießen.

Ein Kennzeichen haben sie alle: Nicht die blauen, die grauen, die schwarzen Töne sinken in den Hintergrund. Jedes Bild führt in eine leuchtende, helle, optimistische Tiefe. Von fern her leuchtet ein hoffnungsvolles Licht. Das können auch die tiefsten Schatten der vordergründigen Gegenwart nicht verlöschen.

Sie braucht ihren Bildern keinen Namen zu geben. Es hat ein jedes seine eigene Sprache, sein eigenes Charakteristikum, es sagt so deutlich, wie man es bei abstrakten Bildern kaum zuvor erlebte, in welchem Bereich menschlichen Empfindens man seinen geistigen Inhalt verorten kann.

Unglaublich ist die Farbenskala dieser Frau. Farben von solcher Leuchtkraft, wie sie in der Gegenwart, die doch wahrhaftig viel Mut zur Farbe aufbringt, kaum ein anderer Künstler zustande bringt. Mit einem Temperament aufgetragen, einer unerhört sich auslebenden Vitalität.

(Quelle: o. A. (wg.), Malen mit beiden Händen … Ausstellung Friedel Jenny Konitzer im Museum, in: BZ, Nr. 41, 3. März 1969, S. 7. Ein Foto zeigt die Künstlerin, wie sie anhand eines Bildes in der Ausstellung ihre Arbeitsweise demonstriert)

Friedel Jenny Konitzer, einst vorwiegend Malerin statischer Zeichen, geometrisch organischer Figuration, hat Wandlung erfahren: ihre Bilder sind reicher geworden, stärker und zwingender in der Sinnlich-Wahrnehmbarmachung des Geahnten: das Entrückte, unsaglich, Unfaßbare erfährt eine Metamorphose vom Abstrakten zum Konkreten und wirkt nun absolut. So schrieb ich vor drei Jahren.

Ihre Ausstellung, die jetzt bis zum 30. Juni in der Galerie Clasing zu Münster stattfindet: "Neue Farbtafeln und Wiedergaben in Schwarz-Weiß" weist den derzeitigen Stand ihres progressiven Weiter-Vorwärtsentwickelns nach.

Der Kunstkritiker Dr. Lober sprach zur Eröffnung der Schau und legitimierte sich bei der Beurteilung der FJK-Gemälde als guter Interpret der jüngsten Werke der Malerin, von der zu behaupten ich den Mut habe, daß sie die deutsche und auch europäische Kunstgeschichte bereichert hat und bereichern wird. Sie zählt heute zur Spitze der Vertreter ihres Metiers, obwohl sie noch das Los derjenigen teilt, die im Kunstbetrieb-Rummel-Zirkus der letzten Jahre, der einem brodelnden Kessel gleichkommt, in welchem mit sehr viel Wasser gekocht wird hinter dem daraus resultierenden Dampf und Qualm noch nicht klar genug erkennbar ist. Wenn dieser Nebel sich aufgelöst haben wird, dann wir man allgemein erkennen, wer im Hintergrund des Dunstschleiers mit dem amusischen Krach der dazugehörigen Nebelhornpuster sich legitimiert hat, sich Künstler nennen zu lassen. Denn nicht derjenige, der einen Persilkarton rot und blau angestrichen hat, zeigt "große Kunst", sondern das Werk, hinter dem der Schaffende steht, still und abwartend, gespannt und mit klopfendem Herzen, darf sagen: ich bin die Kunst. Mehr wird er nicht sagen. Superlative, die überlasse man den heiseren Marktschreiern, die es zu wegebringen, einen Gartenzwerg über ein Werk von Henry Moore zu stellen.

Kommen wir nun auf die Malerin zurück: Reliefgemälde betitelte sie ihre bis zum 30. Juni laufende Schau. Bereits vor Jahren wiesen ihre großformatigen Malungen eine mit musizierende Unterstruktur, die im Geiste eine mit Pinsel und anderen konventionellen Werkzeugen auszuführende Zwischen- und Schlußmalung, von ihr mit einer Plastikmasse und bloßen Händen auf die Bildtafel modelliert wurde, um in der fertigen Komposition ein leis mitklingendes Instrument im Orchester des Couleur und der Valeur, der Male und Zeichen zu bleiben, winzigen Schrittes ist sie vorwärts gegangen, so daß folgerichtig aus der anfänglichen Strukturierung, die früher noch sekundär blieb eine bildhaft fertig wirkende Relief-Monokromie wurde, die zusätzliche Fassung in Farbe und Komplementärfarbe erfuhr. Die Farbe ist Zutat und nicht mehr Bauwerk.

Die Kraft, die innerlich hinter ihr steht, erlaubte der Malerin, zu schaffen. Ihre Sache war es, ein gutes Medium zu sein. Der Künstler darf nur hoffen, daß das, was hineingeschüttet wird, in sein Gefäß (Hirn - Abteilung Herz), geheimnisvoll in ihm arbeitet und er entscheidet lediglich über Tag und Stunde der Ausschüttung. Dieser Prozess der Schaffung ist primär manuell und unterbewußt. Für längere Zeit jedoch kann Friedel Jenny Konitzer keinerlei Auskunft geben, über gutes oder ungutes Gelingen des Geschaffenen. Die Entscheidung darüber liegt in der Zukunft.

Harald Schaub, Steinhude

(Quelle: Harald Schaub, Friedel Jenny Konitzer, in: Wunstorfer Zeitung Nr. 143, Donnerstag, 24. Juni 1971, o.S.)

Dr. Hermann Lober, 1971, über Friedel Jenny Konitzer

Die Malerin Friedel Jenny Konitzer, die gegenwärtig Relief-Gemälde in Münsters Galerie Bernd Clasing ausstellt, ist jenen Künstlern zuzuzählen, die sich in ihre eigene Richtung orientieren. Für sie ist das Tafelbild noch nicht tot, für sie ist die Malfläche jene Schrifttafel, auf der sich die Zeichen und Formen bilden, die eine aufklingende Bewegung in bildnerische Spur verwandeln.

Die Malerin wurde in Köln geboren, war Schülerin von Professor Rhein in Hannover, ihr Wohnsitz ist Goslar.

Wie ordnet Friedel Jenny Konitzer ihre Bildkonstruktion? Auf die Bildfläche wird zunächst Kunstharz aufgetragen, das modelliert wird. Es entstehen Täler und Berge, lineare oder kurvige Zeichen und Spuren und durch das Trocknen der Masse Risse. Erst beim Malen entwickelt sich darauf Erkennbares. Die Künstlerin verfremdet nicht die Realität, sie realisiert das Fremde. Sie kommt vom Abstrakten zu Wiedererinnerungen des Sichtbaren. Ein ist eine barocke, enthusiastische Realität. Schwingende Landschaften, Vegetatives, Wachstum, Gesichter, Naturrausch, kosmische Räume. Verwandlung und Verschmelzung, Wildheit und Stille.

Auf der Bildfläche begegnet man sehr malerischen, raummodellierenden Farbgründen, wobei die Farbordnung das Figurale nur als Grundthema für farbmusikantische Paraphrasen anerkennt. Die Farben leuchten auf vielen dieser Bilder sinnlich und magisch auf, bilden Fanfarenstöße und ordnen sich in Komplementärakkorde, die sich kontrastieren und durchdringen und dem Dekor der Fläche Spannung geben. Die Skala reicht vom farbigen Taumel bis zur verhaltenen, nuancenreichen Instrumentierung und zu fast monochromer Ruhe. Wer Phantasie genug besitzt, mag vieles aus diesen Bildern herauslesen oder in sie hineinträumen.

Diese Bilden stellen nicht Geschehnisse aus dem Bereich der gewohnten Formen der Natur dar, sondern sie sind selbst zum Objekt des Geschehens geworden. Die Bildmaterie ist dieser Malerin wichtig, die Masse aus Farbe und Material, die sie auf die Leinwand schichtet und modelliert.

(Quelle: Hermann Lober , Eine barocke Realität. Ausstellung von Friedel Jenny Konitzer bei B. Clasing, in: Münstersche Zeitung, Montag, 7. Juni 1971).

Dr. Hermann Lober war Kunst- und Literaturkritiker. Er schrieb unter anderem für "Die sieben Tage. Illustrierte Zeitschrift aus dem Zeitgeschehen (1/1948), "Frankfurter Neue Presse" (1948), "Münstersche Zeitung" (1971), "Hamburger Echo". Mit Gottfried Sello und Hans Theodor Flemming gehörte er zu den führenden Kunstkritikern Hamburgs in den 1950er und 1960er Jahren. 

Ursula Bode, 1973, über Friedel Jenny Konitzer

Wer aus Hannover kommt und über Wunstorf hinausfährt, ist im allgemeinen eingestimmt auf das Steinhuder Meer. Hinter den Koppeln, hinter den Bäumen und Büschen ist es zu ahnen. Das Land ist flach, von spröder Lieblichkeit, nur mäßig zersiedelt. Eine mächtige neugotische Kirche, wie sie sich in dem langgezogenen ehemaligen Straßendorf Altenhagen aus grüner Wiese erhebt, wirkt wie eine absurde, optische Sensation. Gegenüber, nicht minder allein auf grüner Wiese, steht seit kurzem ein Landhaus, von dem auf den ersten Blick anzunehmen ist, daß es einem Städter gehört. Auf der Suche nach einem Bauplatz scheint er hier alles gefunden zu haben, wovon sich träumen läßt: Freiraum, Ruhe, vorläufig noch geschützte Natur, den Blick von der oberen Terrasse auf die fernen Segelboote in Mardorf. Zwei Doggen streifen ums Haus, die Rosen blühen, immergrünes Gehölz bringt einen Hauch von Park-Luxus ins platte niedersächsische Weideland. Daß draußen am Tor ein Plakat zum Besuch einer ständigen Ausstellung von Malerei, Grafik und Zeichnungen einlädt, ist bei soviel Privatheit überraschend.

Die zunehmende Neugier mancher, meist nicht unbegüterter Freunde zeitgenössischer Kunst, ihr Haus für Ausstellungen zu öffnen, stellt sich in Altenhagen in einer neuen Variante dar: Friedel Jenny Konitzer, in Köln geboren, lange Zeit in Goslar ansässig, nach dem Krieg Privatschülerin von Prof. Erich Rhein, sonst Autodidaktin, zeigt im Ateliertrakt eines Hauses ausschließlich eigene Arbeiten. Ihr Wunsch ist, hier einen Ort für Gespräche, für Musik oder Lesungen aufzubauen, der nicht nur dem engsten persönlichen Freundeskreis offensteht. Ständig wechselnde Ausstellungen brächten sicher höhere Besucherzahlen, gemischteres Publikum, nicht zuletzt eine breitere Basis für Begegnungen. Sie entsprächen jedoch weder den Bedürfnissen der Hausherrin, ihr Leben in aller Ruhe zu führen, noch ihrer Arbeitsfreude, die sich im Atelier in Hunderten von Bildern und Zeichnungen niederschlägt.

Die meisten neueren Arbeiten sind Bilder von leuchtender Farbigkeit und dynamischen, immer ungegenständlichen Formen, deren Bewegung oft noch von plastisch gestalteten Oberflächen betont wird. Farbspiralen und endlose Bänder, die "irgendwo anfangen und irgendwo enden" interessieren die Malerin, die genug Autodidaktin ist, um keiner Tendenz anheimzufallen und "aus Spaß" zu experimentieren. Sie läuft dabei allerdings Gefahr, aus Scheu vor realistischen Motiven ins abstrakt Pompöse zu geraten. Wobei ihre vergleichsweise bescheidenen linearen Federzeichnungen - Reiseskizzen - beweisen, wie unbegründet die Angst "vor Blümchen" ist. Auf dem Weg ans Steinhuder Meer oder für einen Nachmittagsausflug ist ein Blick ins private Atelier von Friedel Jenny Konitzer mittwochs, samstags und sonntags zwischen 17 und 19 Uhr möglich.

Ursula Bode

(Quelle: Ursula Bode, Atelierhaus auf grüner Wiese. Besuch bei Friedel J. Konitzer in Altenhagen, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12.7.1973)

Ursula Bode (geb. 1942 in Hannover) ist Kunstkritikerin und Journalistin. Sie arbeitete seit den 1960er Jahren bis 1985 bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung als Feuilletonredakteurin. Seitdem ist sie anderem für die Zeitungen Die Zeit und Süddeutsche Zeitung, die Zeitschrift Architektur & Wohnen, den NDR, WDR und 3sat tätig. Außerdem hat Ursula Bode an Ausstellungen und Museumskatalogen mitgearbeitet. Sie lebt in Essen (Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_Bode abgerufen am 16.9.13; http://www.zeit.de/autoren/B/Ursula_Bode/index.xml abgerufen am 16.9.13)

Dr. Anni Wagner, 1977, über Friedel Jenny Konitzer

Künstler sind nun einmal verschieden und leben auch verschieden. Die einen finden ihr Glück in der Großstadt unter vielen Menschen, anderen dagegen lieben Ruhe und Einsamkeit und leben abseits vom Getümmel der Stadt in freier Natur. Im Grunde brauchen aber alle Kontakt mit anderen Menschen, Aussprache über ihre Werke und Verständnis für ihre künstlerischen Absichten. Auch die Stillen im Lande können das Gespräch mit Gleichgesinnte, Diskussion und Ermunterung nicht entbehren - kurz (680) gesagt, auch sie wollen Anregung auf jeden Fall. Von jeher haben Maler und Bildhauer nach entsprechenden Lösungen gesucht. Deren gibt es viele. Von einer Lösung, die uns als wohlgelungen erscheint, soll hier die Rede sein, einer Lösung, die nicht alltäglich ist und vor allem Mut und Unternehmungsgeist erfordert. Beides hatte die Malerin Friedel Jenny Konitzer. Nachdem sie jahrelang in einer kleinen Atelierwohnung in Hannover gearbeitet hatte, suchte sie nach einer Arbeitsstätte, die ihr Ruhe und Möglichkeit zu künstlerischer Konzentration bot, gleichzeitig schwebte ihr die Idee vor, daraus eine Art Kulturzentrum zu schaffen, einen Treffpunkt für Künstler und Kunstfreunde. Aufgrund ihrer Initiative und mit Hilfe des Architekten Jürgen Buhre aus Steinhude, zu dessen Prinzipien solide Bauweise, gutes Material und großzügige Raumanlage gehören, entstand Anfang der siebziger Jahre in dem kleinen Ort Altenhagen (heute eingemeindet in die Stadt Hagenburg) in der Nähe des Steinhuder Meeres ein weiträumiger Bau. Er besteht aus einem modern empfundenen einstöckigen Wohnhaus und einem davor gelagerten Atelier mit anschließender großer Ausstellungshalle. Er erübrigt sich zu betonen, daß Haus und Halle in ihrer schlichten, mit viel Holz ausgestatteten Gestaltung ausgezeichnet in die Landschaft passen. Der Atelierbau dient zum Teil als Arbeitsraum. Darüber hinaus ist er für Ausstellungen von Kunstwerken mannigfachster Art gedacht. Künstler wie Maler, Bildhauer, Graphiker, Keramiker, Goldschmiede und auch Fotografen sollen sich daran beteiligen. Auch sollen gesellige künstlerische Zusammenkünfte, Vorträge und musikalische sowie dichterische Veranstaltungen stattfinden. Friedel Jenny Konitzer hat dies alles bereits mit Erfolg in Szene gesetzt. Künstler aus dem näheren und weiteren Umkreis zeigten sich bereit zum Mitmachen. So einsam Altenhagen inmitten seiner weiten Wiesenlandschaft auch liegt, so gibt es in den nahegelegenen Badeorten längs des malerischen Steinhuder Meeres genügend Publikum, das sich neben der Erholung auch geistigen Genüssen aufgeschlossen erweist. So kann man diesem Unternehmen nur weiteres Gelingen wünschen. Nun zur Kunst der Malerin selbst. Sie wurde 1915 in Köln als Tochter eines Arztes geboren, absolvierte das humanistische Gymnasium und zeigte schon in der Schulzeit ihre zeichnerische Begabung. Sie besuchte Malkurse in der Kölner Kunstgewerbeschule, und damals schon bekundete sie ihre Vorliebe für monumentalen Bildaufbau und Vereinfachung der Form. Der Krieg und schwierige Nachkriegsverhältnisse unterbrachen ihre künstlerischen Pläne, und erst 1953 gelang es ihr, sich ernstlich der Malerei zu widmen. Bei Professor Erich Rhein vervollkommnete sie ihre Technik. In dieser Zeit war sie viel auf Reisen und ließ sich in Spanien und Italien durch die südliche Landschaft inspirieren. Noch war sie bei aller Stilisierung absolut dem Gegenständlichen verbunden. Dann wandelte sich ihre Gestaltungsweise grundlegend. Jetzt setzte die abstrakte Figuren, dunkle vor hellen, helle vor dunklen Hintergrund, die als Zeichen gewertet werden wollen. Mehr und mehr ist Friedel Jenny Konitzer davon überzeugt, daß der Betrachter selbst einen Sinn aus ihren Bildern, denen sie keine Titel gibt, herauslesen müsse. In letzter Zeit ist sie fasziniert von einem häufig wiederkehrenden Bildmotiv: durch ein fast undurchdringliches Labyrinth von in Spiralen verlaufenden dunklen Bändern schimmert ein goldener oder sonstwie hell leuchtender Hintergrund. Interessante Lösungen zeigen auch ihre Materialbilder, die sich durch prachtvolle, geschmacklich erlesene Farbigkeit auszeichnen. Sie wirken durch ihre reliefartig ausgeformte Oberfläche und präsentieren sich bei verschiedener Beleuchtung von oben, von unten oder von rechts und links jeweils in völlig geänderten Formen. Phantasie, sicherer Geschmack und Beherrschung formaler Effekte sind es, die den Reiz dieser Bildwerke ausmachen.

(Quelle: Anni Wagner, Friedel Jenny Konitzer und ihr Atelierhaus, in: Die Kunst, Die Kunst und das schöne Heim, 89 (1977), S. 679-682)

Dr. Anni Wagner arbeitete als Kunsthistorikerin an den Kunsthistorischen Instituten in München und Bonn. Darüber hinaus war sie Autorin der Zeitschrift "Die Kunst und das schöne Heim" (für die Zeitschrift schrieben u.a. Franz und Juliane Roh, Werner Haftmann)