Harald Schaub
"ein maler stellt aus. in dieser lapidaren feststellung ist bereits die ganze tragik seines lebens enthalten. er ist ein exibitionist. er hat sich zu entblößen / splitternackt dazustehen vor augen / die gar nicht gewappnet sind seine blöße zu schauen - oder doch? ..." (Harald Schaub, 1970)
Der Maler und Schreiber Harald Schaub wird 1917 in Wittenberge/Mark Brandenburg geboren. Er studiert Grafik und Schriftdesign in Stuttgart sowie Malerei in Königsberg. Von 1939 bis 1945 kämpft er als Frontsoldat im Zweiten Weltkrieg und erleidet eine schwere Kopfverletzung, die ihn Zeit seines Lebens belastet.
1945 gerät er in britische Kriegsgefangenschaft. Im POW-Camp Munsterlager in der Lüneburger Heide kann er mit Erlaubnis der Briten eine Lazarettmalschule eröffnen und organisiert unter anderem Kunstausstellungen.
Aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, lässt sich Schaub im Juli 1945 zunächst im nahe gelegenen Munster, 1946 dann in Hannover nieder. Dort eröffnet er 1948 eine eigene private Malschule in seinem Atelier. Der erfolgreiche Maler präsentiert seine Werke national und international auf zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen.
In den 1960er Jahren erbaut er in Steinhude am Steinhuder Meer ein selbst entworfenes Atelierhaus, in dem er bis zu seinem Tod 1991 lebt.
Immer wieder zwingen ihn gesundheitliche Probleme zu Schaffenspausen. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens kann er aufgrund einer Armverletzung nicht mehr malen. Ab Mitte der 1960er Jahre wendet er sich verstärkt dem Schreiben zu „Harald Schaub. Maler und Schreiber“ – so heißt auch der Ausstellungskatalog zu einer große Retrospektive seines Schaffens mit Werken aus drei Jahrzehnten im Atrium des Rathauses in Salzgitter im Jahr 1970.
Das malerische und zeichnerische Œvre des Künstlers Harald Schaub (1917 – 1991) bildet den Ausgangspunkt und den Kern der Altrewa Sammlung im Rosenkrug in Neustadt am Rübenberge. In der Sammlung befinden sich vor allem Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde in Tempera, Öl und Acryl aus der Zeit von 1945 bis 1974. Hinzu kommen literarische Erzeugnisse und Tondokumente, auf denen Schaub eigene Lyrik vorträgt. Außerdem sind der schriftliche Nachlass des Künstlers und eine von ihm selbst zusammengetragene Sammlung von Ausstellungsrezensionen überliefert.
Schaubs Werk entsteht im Spannungsfeld von figurativer und abstrakter Malerei, das in den ersten Nachkriegsjahrzehnten die Kunst in Deutschland bestimmt. Seine Bilder, die den 1940er und 1950er Jahren entstehen, greifen Gestaltungselemente des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, des Kubismus, Surrealismus und der Abstraktion auf. Dabei verfällt er jedoch niemals in einen imitierenden Eklektizismus, sondern er entwickelt diese stilistischen Impulse weiter und schafft durch diese einmalige Synthese seinen ganz eigenen figural-abstrakten Stil.
Nach zwölf Jahren Nazidiktatur, die Deutschland auch künstlerisch von der internationalen Avantgarde abgeschnitten hat, ist die Kunst- und Ausstellungsszene der ersten Nachkriegsjahre in Hannover offen und vielfältig. Anders jedoch als in der Kunst der Weimarer Republik vermeiden die Kunstschaffenden nach 1945 die Auseinandersetzung mit den Themen Krieg, Gewalt oder anderen zeit- und gesellschaftsrelevanten Fragen weitgehend. Ab 1948 wird dem Figurativen zunehmend abgesprochen, progressiv sein zu können. Abstrakte Kunst gilt als künstlerische Weltsprache, die überall verstanden wird, dem Figurativen wird eine zu große Nähe zur einstigen Nazikunst unterstellt. Vertreter der Abstraktion lehnen es ab, mit ihrer Kunst eine Antwort auf die Fragen der Zeit zu geben, wollen keine moralischen oder ethische Werte vermitteln, weil das für sie letztlich die Gefahr birgt, erneut für politische und weltanschauliche Ziele missbraucht zu werden. Dennoch wird in den Ausstellungsrezensionen der Feuilletons immer wieder die Frage aufgeworfen, welche Antworten die Künstlerinnen und Künstler auf die Fragen der Zeit geben.
Harald Schaub bleibt, ungeachtet dieser allgemeinen Tendenz der zeitgenössischen Malerei zur reinen Abstraktion, seinem figural-abstrakten Stil verpflichtet. Erst ab Mitte der 1960er Jahre überwiegt in seinen Arbeiten das Grafisch-Abstrakte.
Seine Leidenschaft gilt der Wandmalerei, der Zug ins Monumentale ist charakteristisch für seinen Stil. Seine für die damalige Zeit großformatigen Tafelbilder in Ausmaßen von ca. zwei mal drei Metern widmen sich zum größten Teil zeitkritischen Themen. Weitere Sujets seines Œvre sind Landschaften (Kurische Nehrung im Frühwerk, dann Südfrankreich, Nordsee, Hochschwarzwald, Steinhuder Meer), Porträts sowie Akte.
EKLATANT - EXORBITANT...
EKLATANT - EXORBITANT
ganz ENORM und URGEWALTIG -
FETT im Druck und DOPPELSPALTIG
wardst DU - Jüngling - einst entdeckt
und dein endziel HOCH gesteckt.
jedoch - DIES ziel - das hast DU NIE erreicht -
du lerntest nämlich SELBST zu DENKEN -
bist von dem RECHTEN wege abgeweicht /
um deine schritte etwas LINKS zu lenken.
im geiste wärst DU gern noch weiter abgewichen /
zu helfen / einen karren aus dem Dreck zu zieh'n /
den ANDERE mit elan hineingeritten.
jedoch dein MÜH'N
ward einfach nicht zu recht erkannt -
es wurd' verdreht / verfälscht und umbenannt /
frei nach dem motto - man kann alles schaffen:
PUBLIC RELATIONS und mit andern MASCHEN der
REKLAME
aus 'nem MENSCHEN einen AFFEN /
aus 'ner HURE eine DAME -
aus DUNKLER NACHT 'nen SONNENTAG -
wie aus 'nem FURZ 'nen DONNERSCHLAG -
aus 'nem MÖRDER einen GOTT /
und falls nötig / wenn ihr wollt /
auch regelrecht ganz flott
aus SCHEISSE GOLD.
drum - eines Tages bist DU UNTEN -
an füßen / händen / zunge säuberlich gebunden.
DU rüttelst TROTZDEM nun an diesen / DEINEN KETTEN
und zerrst nach OBEN - strebst nach VORN.
die andern schlafen schon in hübsch gemachten betten
in ihren augen bist du nur ein DORN.
die einen möchten dich zum teufel schicken,
aufs kreuz dich legen oder auch auf EIS /
die andern tun VORBEI an DIR jetzt blicken
VERLEUGNEN DICH und reden sich in zorn
und werden weiß /
vor wut / ob DEINES schattens / über den SIE springen
müssen
obwohl DU längst NICHT mehr im LICHTE stehst.
doch MANCHMAL schlägt auch ihnen das GEWISSEN /
wenn angeklopft DU - und dann wieder gehst /
weil türen - über JAHRE DIR stets OFFEN -
ZU bleiben / NUR / weil DU vor ihnen stehst.
du senkst beschämt dein haupt und schaust betroffen /
betrübt auf deinen hosenlatz -
von ALLEM / was du je GEGLAUBT / GEHOFFT /
ERSTREBT/GENOSSEN /
ist DAS der BODENSATZ?!
DU ahnst / DU hast UMSONST geschürft -
das übrige / das haben all die andern /
die CLEVERER waren weggeschlürft -
DU DARFST NUN WANDERN!
so wandere / wanke / taumele und stürze -
was deines lebens inhalt war und würze /
das ist verraucht / verbraucht und ausgebrannt -
und was dem leben du TROTZDEM noch abgezwackt /
das wurd inzwischen ABGEWRACKT -
und ein paar jahre später gibt es KEINEN mehr der DICH
gekannt.
VIELLEICHT wird eines tages dann -
sowas kommt MANCHMAL vor -
DEIN name wieder ausgegraben
(du hoffst schon wieder. REINER TOR)
weil alles / was dir einst gut stand
und was DU einstmals bist gewesen /
nun endlich seine KENNER (GÖNNER) fand.
du findest eingang in die HIGH SOCIETY
und übst dich fortan / ohne dich zu plagen /
ausschließlich noch in GEIST´GER ONANlE.
PHILOSOPHIEREN nennt man das BLA - BLA.
DU diskutierst nicht mehr -
du schweigst nach INNEN -
nach AUSSEN grinst du nur JA - JA
am ende nämlich bist DOCH DU der BÜSSER -
man bläst dir ZUCKER in den ARSCH -
mein SOHN -
und nennt dich SÜSSER - wie zum HOHN -
hängt auch 'nen orden DIR - vielleicht - um dein Genick
und setzt dich von der STEUER ab -
VIEL GLÜCK!
durch GROSS-ERFOLG bist du auf KLEIN gestellt.
dir ist es wurscht - IDEALE weggg!
stattdessen GELD.
jedoch / es gibt noch eine ANDERE version:
- du grinsest müde - ahnst es schon /
was ich dir nun prognostiziere:
es könnte sein / es kommt zu KEINEM - noch so faden
LOHN
wie oben ich skizziere -
du kratzest vorher ab /
und ziehst als qualm von dannen / oder hinab /
mit SCHWUNG /
ins simple grab
und wirst nun DUNG
und kannst nun garnichts mehr / nur noch verwesen -
und darfst - gottlob - nicht einmal mehr 'ne Zeitung
lesen/
in der posthum man macht KLIM - BIM um DICH
und DAS was EINSTMALS DU GEWESEN /
und nennt dich einen GROSSEN.
für dich ist's schlechthin kein gewinn an sich
doch SCHEISSEGAL / ob DISTELN oder ROSEN
beflissen pflanzt man auf dein grab -
die einen kannst du nicht mehr riechen -
das andere zeugs / das sticht nicht mehr
vor KEINEM hast DU mehr zu kriechen /
du liegst schon flach / und das gar sehr.
DU wirst nun ABERMALS bekannt -
postmortem - glanzvollstes COME-BACK -
und eine STRASSE wird nach DIR benannt -
zu DEINEM RUHM und zu DEM zweck /
daß SUCHERN / die zu KRAUSE wollen
und nach DER straße fragen / wo er wohnt /
man kann exakter auskunft zollen.
NA SIEHST DU - FREUND -
DEIN LEBEN
STREBEN
STERBEN hat sich DOCH gelohnt ?!
in die geschichte gehst DU ein als WEISER -
zu WILHELM KRAUSE - seinem HAUS -
DEIN STOLZER NAME LEBT NUN WEITER -
in KRAUSES STRASSE.
ENDE - RAUS!
früher ruhm - ABSTIEG
nebst come-back
07.05.1917 | Harald Hermann Richard Schaub wird in Wittenberge/Mark Brandenburg geboren. |
1934 - 1936 | Abschluss der Oberrealschule. Winterhalbjahr 1933/34 Gasthörer an der Ludwig-Maximilians-Universität Reichsarbeitsdienst. Im Anschluss beginnt Schaub ein Studium an der Kunsthochschule Stuttgart–Weissenhof (Grafik und Schriftdesign), die er vier Semester besucht. |
1936 - 1938 | Von Oktober 1936 – 1.3.1938 Studium der Malerei an den Staatlichen Meisterateliers für die Bildenden Künste (ehemalige Kunstakademie) im ostpreußischen Königsberg bei Prof. Eduard Bischoff und Prof. Alfred Partikel. In Königsberg/Pr. lernt Schaub 1936 seine spätere Frau Liselotte Neveling kennen. 1937 Studienaufenthalt in Danzig. 1938 als sog. „entarteter Nachwuchs“ zur Exmatrikulation gezwungen. Gelegenheitsjobs. Über Stuttgart geht er nach München, wo er Liselotte wiedertrifft. Hier arbeitet er im Straßenbau; Liselotte wird schwanger. |
1939 |
Hochzeit mit Liselotte Neveling in Königsberg. 19. Januar 1939 als Gasthörer an der Akademie der bildenden Künste München eingeschrieben. Einberufung in die Wehrmacht; militärische Ausbildung Ende 1939/40 in Wuppertal-Elberfeld. Hier unterrichtet Schaub nebenher Zeichnen und Malen an der Volkshochschule, betätigt sich sportlich. Ende 1939 Geburt der Tochter Karsta, die nur fünf Wochen nach der Geburt stirbt. |
1940 | Kampfeinsatz im Westfeldzug. Auch als Frontsoldat ist Schaub künstlerisch tätig (Zeichnungen, teils als fotografische Reprografien überliefert); Rückverlegung der Wehrmachtstruppe über Polen nach Königsberg. Teilnahme am Russlandfeldzug („Unternehmen Barbarossa“). |
1941 |
Im Juli Geburt des Sohnes Uwe-Michael. Teilnahme an der Ausstellung „Eduard Bischoff und seine Schüler“ an der Kunstakademie Königsberg. Im Dezember 1941 schwere Kopfverletzung; diese wird das Leben Schaubs maßgeblich belasten. Aus Feldpostbriefen geht hervor, dass er sich im April 1942 vorübergehend in Köln, Auf dem Rothenberg 13, aufhält. |
1942 - 1944 | Als wehruntauglich aus dem Lazarett entlassen, bekommt er ein Meisteratelier an der Akademie Königsberg zugewiesen (Meisterschüler von Prof. Bischoff). Einzel- und Gruppenausstellungen in Königsberg; 1943 Ausstellung an der Kunstakademie Königsberg: Das Bild „Stimme der Heimat“, Teil des Triptychons „Grenadiere“ wird wegen des Vorwurfs der „Wehrkraftzersetzung“ entfernt und verboten. Trotz seiner Verletzung muss Schaub wieder an die Front. |
1945 | Alliierte Kriegsgefangenschaft: Inhaftierung in britischem Gewahrsam in Munsterlager in der Lüneburger Heide. Er benutzt die Rückseiten von Zielscheiben als Malgrund. Erlaubnis zur Eröffnung einer Lager-Malschule. Im Juli Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft; er lebt zunächst im nahe gelegenen Munster. |
1946 | Schaub lässt sich in Hannover nieder. In der Bödekerstraße baut er einen Dachboden zum Atelier aus. Schaub stellt von nun an bis 1968 regelmäßig auf Einzel- oder Kollektivausstellungen aus (u.a. Hannover, Göttingen, Wuppertal, Düsseldorf, Hamburg). |
1947 | Scheidung von Liselotte Schaub, geb. Neveling. |
1948 | Die britische Militärregierung erteilt Schaub die Konzession zur Eröffnung einer „Freien Malschule“. Es ist die erste und bleibt für viele Jahre die einzige in Hannover. |
1949 | Der Kunsthistoriker und spätere Landeskonservator von Niedersachsen, Prof. Dr. Oskar Karpa, verfasst einen ersten Artikel über die Malerei Schaubs, der in der Zeitschrift „Die Kunst und das schöne Heim“ erscheint. |
1951 | Harald Schaub hat auf Einladung des Regierungspräsidenten von Hildesheim, Wilhelm Backhaus, im Rahmen der bundesweit viel beachteten „Woche der Kunst“ eine große Einzelausstellung in Hildesheim. Backhaus und Schaub bleiben lebenslang Freunde. |
1953 | Studienreise in die Schweiz, nach Frankreich, Spanien und Belgien. |
1954 | Eine Einzelausstellung in Paris ist für Schaub der größte persönliche Triumph seiner bisherigen Karriere. |
1955 | Schaub beginnt mit den Planungen für sein Wohn- und Atelierhaus am Steinhuder Meer (Ostenmeer). Er lässt es im Stil Le Corbusiers errichten und legt beim Bau selbst Hand an. Der Bau verzögert sich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und fehlender Baugenehmigungen. Schaub bezieht das Haus erst in den 1960er Jahren. |
1957 | Eheschließung mit der Schauspielerin Christa Berta Henni Willer. |
1960 | Der Sohn Uwe-Michael aus erster Ehe stirbt bei einen Autounfall. |
1963 | Schaub bezieht sein Wohn- und Atelierhaus in Steinhude. Der Maler leidet inzwischen seit Jahren zunehmend unter episodisch auftretenden Verwirrtheitszuständen aufgrund der im Krieg erlittenen Kopfverletzung. Hinzu kommen ernsthafte Alkoholprobleme. Aufenthalt im Landesversorgungskrankenhaus Bad Pyrmont. Hier gelingt ihm der Alkoholentzug. Die gesundheitlichen Probleme führen immer wieder zu Pausen im künstlerischen Schaffen. In den 1960er Jahren werden Schaubs Werke zunehmend abstrakter. Im Schreiben entdeckt er eine weitere künstlerische Ausdrucksmöglichkeit. Er beginnt u.a. damit, seine eigenen früheren Werke in Gedichtform zu kommentieren. |
1964 | Die Ehe mit Christa wird geschieden. Ende der 60er Jahre entwickelt Schaub neben vielen abstrakten Werken seine sogenannten „Psychogramme“, die zu einer Art Therapie für den Künstler werden. |
1970 | Schaub lernt den Steinhuder Pastor Alfried Kostrewa kennen. Den Maler und den Kirchenmann verbindet eine lebenslange Freundschaft. Große Einzelausstellung im Atrium des neuen Rathauses in Salzgitter. Für den Bau des neuen Jugendgemeindehauses in Steinhude gestaltet Schaub ein Wandbild mit der Jahreslosung 1971 „Nehmet einander an“. |
1971/72 | Teilnahme an zwei Gemeinschaftsausstellungen in Steinhude. |
1973 | Große Einzelausstellung im Jugendgemeindehaus in Steinhude mit mehr als 200 Werken. Die Vorbereitungen für die Ausstellung erschöpfen Schaub außerordentlich. Er erleidet einen weiteren Zusammenbruch in Form eines Anfalls. Er wird in das Landeskrankenhaus Wunstorf eingeliefert und dort unter mysteriösen Umständen zusammengeschlagen und schwer verletzt. Infolge der Verletzungen kann er seinen Arm nicht mehr richtig bewegen. Er hört fast völlig auf zu malen und wendet sich zunehmend der Lyrik zu. |
1974 - 1991 | 1977 erneuter Aufenthalt im Landesversorgungskrankenhaus Bad Pyrmont; hier verfasst Schaub ein 107 Seiten umfassendes Manuskript, bezeichnet mit „DIE STORY DER I.“ [im Arbeitsgebrauch „Memoiren“ genannt] Sein körperlicher und geistiger Verfall schreitet in den 1980er Jahren voran. Nicht nur der nicht wieder erlangte Ruhm der 40er bis einschließlich 60er Jahre machte dem Künstler zu schaffen und ließ ihn an sich selbst zweifeln, sondern vor allem seine alte Kriegsverletzung trägt zu einem solchen Zustand bei. Nur noch wenige Menschen finden in diesen Jahren Zugang zu dem sonst so lebenshungrigen Maler. |
25.09.1991 | Harald Schaub stirbt im Alter von 74 Jahren. |
- 1941 / 1942 / 1943 Königsberg: Kunstakademie, Kunstsalon Teichert
- 1945 Munsterlager, Lageratelier: „Geschautes hinter dem Stacheldraht – Skizzen und Studien der ‚Schule Schaub‘“
- 1946 Hannover, Orangerie in Herrenhausen: „Gekonnte Kunst“. Zwei Ausstellungen des Bundes bildender Künstler Nordwestdeutschlands (Juni/Juli, August)
- 1946 Göttingen, Galerie Dehnen: „Farbige Schau. Hannoversche Maler und Bildhauer der Gegenwart“ (Oktober); „Die Zeit. Zweite zeitkritische Kunstausstellung“ (November)
- 1947 Hamburg, Agentur des Rauhen Hauses: „Harald Schaub-Kabege zeigt figürliche Kompositionen, Landschaften, Bildnisse“
- 1947/1948 Kunstverein Hannover, Kestner-Museum „Junge Hannoversche Künstler“ (zusammen mit Gerhard Wendland, Heinz Fischer-Roloff)
- 1949 Atelierausstellung, Hannover Bödeckerstraße 63: „Harald Schaub. Gesamtschau der Werke seit 1945“ (mit Katalog, Text: Walter Müller)
- 1951 Hildesheim, Festsaal der Regierung: „Mauerbild und Aquarell“, mit Katalog (Text: Regierungspräsident Backhaus)
- 1952 Wuppertal-Elberfeld, Galerie „Brücke“: Ausstellung Harald Schaub (mit Katalog. Text: Heinz Risse)
- 1952 Düsseldorf, Kunstmuseum, Ehrenhof: „Kunstausstellung Eisen und Stahl“
- 1954 Paris, Galerie 22, Rue Saint-Benoit: "Harald Schaub"
- 1956 Hannover, Foto-Atelier Kurt Julius: „das antlitz. eine viertägige ausstellung mit bildern von Harald Schaub“
- 1958 Hannover, Künstlerhaus: „Harald Schaub. Bilder aus 18 Jahren“
- 1959 Hannover, Haus Kurt-Schumacher-Straße 38/40, Ecke Goseriede: „Kamera und Kreide“, zusammen mit dem Fotografen Kurt Julius
- 1968 Hamburg, Galerie Latin: „Harald Schaub“
- 1970 Salzgitter Kunstverein, Atrium des Rathauses: Harald Schaub. Bilder aus drei Jahrzehnten
- 1971 Steinhude, Mittelpunktschule: „Der Maler Harald Schaub“
- 1972 Steinhude, Freizeitzentrum: „Die Drei“ (Harald Schaub, Friedel Jenny Konitzer, Fred Jacobson)
- 1984 Wunstorf, Kunstverein: „Der Maler Harald Schaub. Bilder aus vier Jahrzehnten“ (mit Katalog)
- 2000 Neustadt am Rübenberge, Kunstsammlung ALTREWA, Rosenkrug:„Harald Schaub und Friedel Jenny Konitzer“
- 2004 Neustadt am Rübenberge, Kunstsammlung ALTREWA, Rosenkrug: „Vom Klassiker des 20. zum Klassiker des 21. Jahrhunderts
- 2009 Neustadt am Rübenberge, Galerie B³ für zeitgenössische Kunst: „Landschafts(t)räume, Ansichten aus dem 20. und 21. Jahrhundert“ (Gemeinschaftsausstellung, u.a. mit Arbeiten von Harald Schaub, Fred Jacobson, Bernd Otto Schiffering, Paul Smalian)
- 2010 Neustadt am Rübenberge, Kunstsammlung ALTREWA, Rosenkrug: „Die 4 Weggefährten. Jochen Borsdorf, Fred Jacobson, Friedel J. Konitzer, Harald Schaub. Grafik, Malung, Zeichnung, Skulptur“
Friedrich Rasche über Harald Schaub
Es war im Spätherbst des Zusammenbruchjahres 1945, und man wagte noch nicht recht, schon wieder an Bilder und Kunstausstellungen zu denken, als in der Redaktion der ersten und damals einzigen hannoverschen Zeitung ein junger Maler erschien. Er kam aus dem Munsterlager und sah auch danach aus, nur daß sein zeitgemäßes Abgerissensein einen unverkennbaren Zug ins Künstlerische hatte. Er brachte eine gewaltige Mappe mit und bedeckte alsbald den Fußboden mit Bildern. Es waren Aquarelle größeren Formats, Porträt- und Landschaftsstudien, sie hatten alle mehr oder weniger etwas beiläufig errafftes, notdürftig Gezügeltes, sie waren unguten äußeren Verhältnissen abgerungen, aber es saß eine ungewöhnliche Kraft dahinter, und eine etwas jähe, anspringende Farbigkeit bezeugte deutlich genug einen zur Farbe entschlossenen Maler.
Nach mancherlei zeitüblichen Schwierigkeiten ist es Schaub-Kabege, dem 30jährigen Königsberger, dann gelungen, in Hannover seßhaft zu werden. Er hat hier und in anderen Städten seine Ausstellungen gehabt, die ihm teils hohe Anerkennung, teils mäkelnden Tadel eingebracht haben, wie es eben zu gehen pflegt, und was immer nur ein Beweis dafür ist, daß es sich um jemanden handelt, von dem zu reden lohnt.
Schaub ist in betonter Weise Maler, d. h. er glaubt an die freie Lebendigkeit, an das Substanzhafte und die Selbständigkeit der Farbe, sie ist ihm der Stoff, das Material, aus dem er "bildet" und Gestalt schafft, jene immer aufs neue zu erzwingende Wirklichkeit entstehen läßt, die "Bild" heißt. Er sieht die Farben nicht den gegebenen Dingen ab, er huldigt dem Grundsatz, den van Gogh einmal in einem Briefe ausgesprochen hat, nämlich "daß der Maler gut daran tut, wenn er, anstatt von den Farben in der Natur auszugehen, von den Farben auf seiner Palette ausgeht". Wer Schaub kennt, weiß zwar, daß er besessen und von der Sache überwältigt, vor der Natur malen kann; aber nie geht es ihm dabei um das Motiv, um den Gegenstand im handgreiflichen Sinne, sondern allein um jenes "andere", um die Wirklichkeit des Bildes. Wohl bleibt das Gegenständliche bei Schaub stets genau bestimmbar - als Blumenstrauß, Sonnenuntergang, Dünenweg, Dorfstraße, Seestück oder was es immer sein mag - aber es ist nicht abgebildet, sondern übertragen in jener neue Formen schaffenden Freiheit, die einem Maler erst das Recht gibt, sich Künstler zu nennen.
Die starke Suggestion, die von den Arbeiten Schaubs ausgeht, beruht aber nicht allein auf der Farbe, sondern ebenso sehr auf der Handhabung des Pinsels, auf der Art des Vortrags. Es gibt kein langweiliges Bild von Schaub, dafür sind sie viel zu impulsiv. Das sind keine vorsichtig bedachten Formulierungen, sondern leidenschaftlich hingeworfene Lösungen. Sie glücken oder glücken nicht. Die malerische Kraft, die hier so fest und entschlossen zupackt, fängt sich entweder im Glücksfall des Gelingens, der gültigen Formwerdung, oder sie schießt über ihr Ziel hinaus. Die Glücksfälle sind bei Schaub zahlreich genug. Dann gelingen ihm - im bevorzugten Aquarell, in Tempera oder Mischtechnik - große und einfache Formen, entstehen Blätter, die etwas Weitausholendes und Weiterschwingendes haben, in denen es rhythmisch pulsiert, und die bei aller Bewegtheit doch geschlossen sind. Neben der Landschaft und dem Stilleben steht das Porträt und die den Menschen ins Bildganze einbeziehende Komposition. Auch hier spürt man einen Zug ins Große und streng Geordnete, der auf Schaubs heimliche Liebe, das Fresko-Bild, hinweist.
Zu dieser Neigung gehört auch, daß Schaub sich immer wieder einmal gedrängt fühlt, in einem großen und vielfigurigen Format eine symbolische Darstellung, ein Gleichnis der Zeit und des Lebens zu schaffen. Er läßt sich damit auf ein schweres künstlerisches Wagnis ein, zu dem er aber die Kraft und auch das Recht besitzt.
(Rasche Friedrich: Harald Schaub-Kabege - Temperamentvolle Aquarelle, in: Künstler-Bogen. Blätter der Göttinger Galerie Rudolf Dehnen, Heft 5/6, Göttingen, April 1948, S. 80-84)
Zum Autor: Dr. Friederich Rasche * 07.05.1900 + 27.03.1965 / Studium in Leipzig: Theologie, Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte / 1924 Promotion zum Dr. phil. / Lektor und Kritiker beim "Leipziger Tageblatt" / ab 1926 Redakteur beim "Hannoverschen Anzeiger" für Theater- und Kunstkritik / nach 1935 Verwarnungen, Schreibverbot, Berufsverbot / 1939 - 45 Frontsoldat / 1945 - 65 Feuilletonleiter, stellv. Chefredakteur, Herausgeber der "Hannoverschen Presse" / Daneben: Schriftsteller, Dichter, Lyriker / Mitglied im westdeutschen PEN / Mitglied im Hauptausschuss der Filmbewertungsstelle Wiesbaden / Anlässlich seines Todes 1965 schreibt der Verleger Wolfgang Schlüter: ..."Die tiefe Abneigung gegen jegliche Art von Schluderei oder Flachheit manifestierte sich unausgesprochen in allem, was dieser unbestechliche Geist unternahm."
und im April 2008 schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung
Oskar Karpa über Harald Schaub
Die Notwendigkeit, das Band der Tradition wieder mit der seit 1933 aus unserem Gesichtskreis entschwundenen Kunst zu knüpfen, hat uns mehr, als wohl gut ist, vergessen lassen, daß inzwischen eine neue Künstlergeneration in Deutschland herangewachsen ist, die ihr Daseinsrecht verlangt und - verdient. Unter den heute ins Mannesalter nachgerückten Gestaltern finden sich Kräfte, die das von der vorangegangenen Generation überkommene Erbe zu einer durchaus eigenen, neue Züge erkennen lassenden Ausdruckssprache weiter entwickelt und umgeformt haben. Das für die erste Hälfte unseres Jahrhunderts so charakteristische Neben- und Gegeneinander der verschiedensten Richtungen mündet bei ihnen in ein schwer definierbares, aber doch als organisch empfundenes Simultané, indem die bisher als Gegensätze empfundenen Seh- und Gestaltungsweisen zu einer zwar spannungsreichen, aber die Einheit des Bildes durchaus wahrenden Grundhaltung verbunden sind. Es scheint, daß gerade in dieser merkwürdigen, von Spannungen erfüllten Synthese ein sich mehr und mehr hervortretender Zug für die künftige Entwicklung der jungen Malerei überhaupt gegeben ist.
In diesem Sinne glauben wir, in dem jetzt 32jährigen, in Wittenberge a. d. Elbe geborenen und später im ostpreußischen Königsberg herangewachsenen Harald Schaub den bemerkenswertesten Vertreter der jungen Generation erkannt zu haben. Die Kriegsschicksale ließen ihn in Hannover eine neue Heimat finden. Ausstellungen in Hannover, Hamburg, Göttingen, Berlin und anderwärts lenkten zunehmend die Aufmerksamkeit auf diesen konzessionslos seinen Weg gehenden Künstler.
Schaub ist Maler durch und durch, und das heißt: seine Bilder bauen sich von der Farbe her auf. Die Farbe hat bei ihm volle Freiheit und Herrschaft über die gegenständliche Erscheinungswelt; aber die Farbflächen werden derart gegeneinander gesetzt und geschichtet, daß trotz aller vom Naturvorbild unabhängigen Farbgebung zugleich der optisch-räumliche Bezug des dargestellten Gegenstandes gewahrt, oder besser: in der Ebene des rein Künstlerischen neu geschaffen und verdichtet wird. So gewinnen seine Bilder eine Leuchtkraft, die auch ohne sachliche Bezogenheit, im Sinne also der "absoluten" Kunst unserer Zeit, ihren Eigenwert behauptet. Zugleich aber gewinnt das Gegenständliche des Bildvorwurfs eine expressionistisch vertiefte Eindringlichkeit, die bisweilen an die ausdruchsstarke Primitivität früher Mosaik- und Buchmalerei erinnert.
Schaub eignet der Zug ins Große. Kaum ein Kopf, den er malt, der nicht weit über Lebensgröße hinausgeht. Diesem Drang zur gesteigerten Dimension entspricht sein Hang zum Monumentalen. Er ist der geborene Wandmaler. Hinter vielen seiner Aquarelle und Studien verbirgt sich ein heimliches Wandbild, und selbst wenn er mit der Feder einen Einzelgegenstand, etwa einen Ackerpflug zeichnet, so verrät das Blatt die einem Fresko innewohnende Haltung. Seine alles Kleinliche vermeidende Einzelform drängt bei ihm ganz unmittelbar, ja bisweilen (um auch das nicht zu verschweigen) geradezu gewalttätig zum Gesamtbilde. Alles Züge, die den berufenen Wandmaler verraten.
Das Wandgemälde aber verpflichtet nicht nur zur formalen Monumentalität, sondern zugleich zur Bedeutsamkeit des inneren Gehalts, sei dieser gegenständlich gebundener, symbolischer oder gegenstandsloser Art. Überzeugend wird Schaub in seinen großen Bildern diesem Anspruch gerecht.
Von besonderer Bedeutung erscheint es, daß während er die geschlossene Wand eines Wohnraumes in Hannover mit völlig gegenstandslosen Gestaltungen künstlerisch ausdeutet, gleichzeitig in seinem Atelier ein Monumentalgemälde vollendet, in dem er in merkwürdiger Durchdringung gleichermaßen realistisch, surrealistisch und symbolisch zu nennende Bildelemente miteinander vereint.
Dabei soll hier nicht näher darauf eingegangen werden, wie er diese sich selbst gestellte Aufgabe löst. Wichtiger für den kunsthistorischen Chronisten unserer Zeit ist die Tatsache, daß Schaub zusammenfügt, was bisher als gegensätzlich empfundene Gestaltungsweisen nicht miteinander vereinbar schien.
Bei durchaus gewahrtbleibender individueller Ausprägung ist hier entscheidend, daß sich in ein und derselben Künstlerpersönlichkeit verschiedene Darstellungselemente zur Einheit verbinden, deren jedes bisher isoliert an verschiedene Persönlichkeiten gekettet war.
Ob wir in dieser Zusammenziehung Anzeichen zu einer Synthese der seit Jahrzehnten auseinanderstrebenden Kräfte in der bildenden Kunst allgemein erblicken dürfen, oder ob Harald Schaub als geniale Ausnahmeerscheinung betrachtet werden muß - wer vermag dies schon jetzt zu sagen?
(Aus: Die Kunst und das schöne Heim. Monatsschrift für Malerei, Plastik, Graphik, Architektur und Wohnkultur, Jg. 48, 1950, Verlag F. Bruckmann München , S. 169-171)
Zum Autor: Prof. Dr. Oskar Karpa * 24.01.1899 in Berlin + 02.11.1963 in Hannover / Studium in Berlin und Bonn: Kunstgeschichte , Archäologie, Pädagogik, Geschichte / 1929 Promotion in Kunstgeschichte / 1929 - 35 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rheinischen Museumsverband / Landesverwaltungsrat in Xanten / ab 1936 Landesoberverwaltungsrat im Provinzialverband Brandenburg als Leiter der Kulturabteilung / Dozent für Kunstgeschichte am Institut in Berlin-Dahlem / 1941 Ernennung zum Landesrat / ab 1942 Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg / 1945 - 48 selbstständiger Berater als Kunstsachverständiger / 1949 - 51 Referent im Niedersächsischen Kultusministerium für Kunst- und Kulturpflege / 1951 - 63 Niedersächsischer Landeskonservator / besondere Arbeitsschwerpunkte ab 1949: Museumswesen, Denkmalpflege, Problematik und Deutung der Gegenwartskunst ab Mitte der dreißiger Jahre (Essay: Kunst jenseits der Kunst)
Walter Müller über Harald Schaub
Harald Schaub-Kabege steht innerhalb des Nachwuchses deutscher Malkünstler trotz seiner Jugend als eine festumrissene Persönlichkeit unverkennbar und unverwechselbar da. Er ist ein mit Gesichten Beladener, der in seinen Bildern Befreiung sucht. Seine Visionen erfährt er aus dem Erleben unserer Zeit, deren gewaltsamem Inhalte entsprechend seine Ausdrucksformen stark und von innerer Dynamik geladen sind. Heitere Idylle sucht man in seinen Arbeiten ebenso vergebens wie eine gefällige Schönheit; diese sucht er nicht. Der Künstler, der den Namen der Stadt Immanuel Kants in Abkürzung sich selbst in unbewußter Symbolik beilegte, will nichts anderes als Wahrheit. Er scheint ausgezogen zu sein, um das Chaos unserer Tage auszuloten, im Herzen die geheime Sehnsucht, hinter einer Welt der Dämonie doch auf Gott zu stoßen. Seine Werke sind die Berichte eines unentwegten Ringens mit den Dämonen, aufgezeichnet, wie ein Seismograph Erdstöße niederschreibt, Schaub hält die Seelenbeben unserer Gegenwart im Kunstwerk fest.
Jedem der Bilder liegt eine Vision zugrunde, jedes ist deshalb von tiefem Symbolgehalt. Der Künstler schildert seine Arbeitsweise mit folgenden Worten: "Ich bin des Glaubens, daß eine Arbeit um so weniger gelingt, je mehr man sie mit dem Intellekt will; was nicht ausschließt, daß nach intuitivem Ent-Wurf die Komposition in der Ausführung fast ausschließlich vom Intellekt geleitet werden muß in Verbindung mit dem souverän gekonnten Handwerk. Meine Hauptarbeit ist also, mich empfangsbereit zu halten. Mein Auftraggeber ist das Es." Entscheidend ist, daß Schaub sich eine Form geschaffen hat, welche die Stärke des intuitiven Wurfes nicht schwächt, sondern steigert.
Diese Form strebt nach höchster Vereinfachung, wie sie klar und überzeugend aus den Zeichnungen spricht. Die Vereinfachung verleiht auch den farbigen Arbeiten ihre Größe. Seine Form erlaubt dem Künstler, die Bildnisse ins Überlebensgroße zu steigern. Fragt man ihn, warum er seine Köpfe so groß fasse, entgegnet er lachend mit der Gegenfrage, warum der Mediziner seine Objekte wohl unter das Mikroskop lege. Das menschliche Gesicht erlebt er als eine Landschaft der Seele, deren Formen sich ihm gerade erst aus der Vergrößerung unverhüllt ergeben. Wie die Landschaften der Erde taucht er sie in Farben, die aus seinem eigenen Gemütszustand emportauchen. Denn die Farben bedeuten ihm Seelentöne, deren Vielstimmigkeit die Gefühlswerte seiner Arbeiten trägt. Er liebt reine und starke Farben, vor allem das Gelb spielt eine wichtige Rolle auf seiner Palette. In der Farbe liegt die Dramatik seiner Werke begründet.
Schaub hat seinen Traum vom monumentalen Gemälde nie vergessen. Er hat an seiner zukünftigen Vollendung bereits gearbeitet, indem er einen Teil seiner Studien zu einer Vision der Apokalypse unserer Zeit verwertete, zur "Zeitgeige", deren Technik eine Notlösung zu bleiben verurteilt war, weil kein Auftraggeber ihre materialgerechte Ausführung z. B. al fresco ermöglichte. Dennoch erschöpft sich der Wert dieses Werkes nicht allein in seiner kompositionellen Anlage und in der Bedeutung für den Künstler selbst. Es ist vielmehr ein Bild, das als geistesgeschichtliches Dokument unserer Zeit bedeutsam ist. Man wird es nur dann ermessen können, wenn man den Vergleich mit dem musizierenden Engel vom Isenheimer Altar des Mathias Grünewald wagt. Freilich sind beide Werke von Zeitklüften getrennt; gewiß war das eine das Meisterwerk eines reifen Genies, während das andere ein Experiment eines zukünftigen Monumentalmalers ist. Aber beide Werke sind aus den glühenden Herzen von Menschen erwachsen, die allen Leiden ihrer Zeit hingegeben waren und sich im Werke befreiten. Beide Werke sprechen für ihre Entstehungsepoche, die jedesmal die Entdeckung einer neuen Welt mit sich brachte. Damals ließ Meister Nithart das Lied der Zeit von den Saiten eines Himmelsgeschöpfes perlen, hier sägt auf der letzten Saite ein Unhold in Übermenschengestalt, der nichts mehr von seiner göttlichen Herkunft und Bestimmung weiß. Der Engel ist ein Teil im Altarwerk einer auftraggebenden Gemeinde, welcher auch der Künstler dienend zugehört; der Satansgeiger das isolierte Werk eines Einzelnen, eines Einsamen, der sich darin vom Bann der Zeit befreite. Der Standpunkt zweier Menschheiten ist damit umrissen. Dennoch liegt in beiden Werken die gleiche Erlösung. Wie dort neben dem Engel die Dämonen - auf den Seitenflügeln desselben Altars - ihr Wesen treiben, so steht hier hinter dem Dämon der Engel, den die Menschen der ins Ungewisse getriebenen Masse im Herzen ersehnen. In diesen Werken begegnen sich wahrhaft die Zeiten in zwei Künstlern. Die Echtheit des künstlerischen Bekenntnisses, die Ausdruckskraft der Gebärden, die Drastik des Mimischen, die Auffassung der Farben als Seelentöne bezeugen die geistige Herkunft von Harald Schaub. Der Willensakt, mit dem er seine Form erzwingt, die Unruhe, die in seinen Werken gewittert, die Art der Aussage, welche das Metaphysische hinter den Dingen ergründen will, schließen ihn als jüngstes Glied der Kette einer deutschen Tradition an.
Zum Autor: Der Kunsthistoriker Dr. Walter Müller verfaßte den hier wiedergegebenen Artikel anläßlich Harald Schaub's vielbeachteter Ausstellung in Hannover "Gesamtschau der Werke seit 1945", die vom 12. Nov. bis 22. Dez. 1949 stattfand. Zu der Zeit wohnte Dr. Müller in Hannover (Döhren), Peiner Str. 23, und war freiberuflich als Kunstkritiker und Kunstberater tätig. Trotz sorgfältiger Recherchen konnten weitere Lebensdaten nicht ermittelt werden. Es bleibt zu vermuten, daß er sich infolge der Wirren nach Beendigung des 2. Weltkrieges lediglich eine begrenzte Zeit in Hannover aufhielt.
Pariser Ausstellungen
„Aus dem überreichen Programm der Pariser Kunstausstellungen sei einiges herausgegriffen das sozusagen die Linie bestimmt und das erstaunlich hoch bleibende Mittelmaß überragt.(...)“
„Von deutschen Künstlern, die es wagten in letzter Zeit selbständig in eigenen Ausstellungen sich hier zu zeigen, seien Eva Hagemann, Langlet aus Schwalbach und vor allem Harald Schaub genannt.(...)“
„Der Hannoveraner Harald Schaub fiel durch seine starke persönliche Note auf, dank derer er nicht in die Schachtel der gängigen Sorten verpackt werden kann. Seine ganze Begabung und seine künstlerischen Mittel drängen nach dem großen Format, der monumentalen Gestaltung. Formal strebt er ein Maximum an Entblößung von jedem zufälligen Beiwerk an. Er landet damit jedoch nicht in einem blutleeren Konstruktivismus, dafür ist das Gegengewicht der seelischen Komponente zu stark, sondern bei einem äußerst spannungsreichen Kräftekomplex, der über das Staffelbild hinaus geht und ständig Gefahr läuft, das tragische Opfer seiner Überspannung zu werden. Man wünscht ihm die große Aufgabe in moderner Architektur, wo er ohne Zweifel gültige Aussagen zu machen hätte.“
Walthari Dietz-Paris (Saarländische Volkszeitung, 14.04.1954)
Elmar Tophoven, Paris (Funkbilder 22.03.1954) über Harald Schaub
Harald Schaub hatte für seine Pariser Ausstellung eine Galerie gefunden, die sich besonders durch ihre Lage auszeichnet. Mitten im Zentrum von Saint-Germain-des-Près, nur ein paar Schritte vom Existentialisten-„Café Flore“ entfernt, schräg gegenüber der Vitrine, in der Picasso seine Keramik ausstellt, in unmittelbarer Nähe des Jazz-Clubs St. Germain-des-Pres, kurz: im Brennpunkt des Pariser Künstlerviertels. Hier leuchteten 14 Tage lang die scharfen Farben Harald Schaubs und verfehlten nicht ihre Wirkung auf die Pariser Kunstkritik. Die Kollektion kritischer Urteile kann noch nicht als abgeschlossen angesehen werden, sie spiegelt jedoch schon heute das Bild einer ebenso starken wie eigenwilligen künstlerischen Persönlichkeit.
„Schaubs Kompositionen zeigen einen Menschen, der sich darum bemüht, das Wesentliche der objektiven Welt zu erfassen, ihre Hauptlinien mit sicherem Können zu zeichnen, ohne dabei seine eigene Empfindsamkeit in den Details dieses Universums auszudrücken. Er strebt eine Kunst der frei auf die Leinwand gesetzten, klangvollen Farben an, ohne dabei nach Nuancen zu suchen… Seine Portraits sind ein Schritt auf eine humanere Ausdrucksweise zu“, so las man in der Tageszeitung „Combat“. Der Kritiker der Wochenzeitschrift „Arts“ erkennt bei Schaub Anklänge des Expressionismus Beckmanns oder Franz Marc und nennt seine Kompositionen Ergebnisse einer mechanischen Vision des Universums. In den „Nouvellen Litteraires“ wird Schaubs künstlerische Verwandtschaft mit Kokoschka und Leger erwähnt. „Die Gemälde und Gouachen von Harald Schaub sind abwechselnd tragisch expressionistisch und hart konstruktivistisch. Man kann nicht gleichgültig daran vorübergehen.“ Im „Carrefour“ wird Schaub ein Maler der großen Fläche genannt, dessen dekorative und „architecturale“ Fähigkeiten besonders hervorgehoben werden. Hubert von Ranke schrieb im „Pariser Kurier“: Harald Schaub hat der immensen, vielschichtigen Palette der zeitgenössischen pariser Kunstausstellungen ein neues, kraftvolles Element hinzugefügt.
Hubert von Ranke über Harald Schaub
KLARHEIT DER FORM. Begegnung mit dem deutschen Maler Harald Schaub, von Hubert v. Ranke (Pariser Kurier, 13.03.1954)
Selbst wenn man nichts von Harald Schaub wüsste und keines seiner Bilder je gesehen hätte, so würden, trotz der bescheidenen Unauffälligkeit der äusseren Erscheinung, Blick und Gestalt ihn unter hunderten als eine starke und echte Persönlichkeit erkennen, lassen. „Diese lichten Augen verraten, dass sie tiefe Abgründe ausgelotet haben, dass der Künstler, der fest mit beiden Füssen auf der Erde und in seiner Zeit steht, mit äusserster gedanklicher Klarheit, ja mit der Präzision eines Ingenieurs seine inneren Gesichte auf die Leinwand gebannt hat.
Schaub ist ein Einzelgänger, ein Pionier gewissermaßen, und kein Nachempfinder. Der heute 37jährige stammt aus dem Märkischen; er hat zuerst in Stuttgart, dann in Königsberg an der Akademie studiert und alle Phasen schweren Kriegsgeschehens, einschliesslich der Gefangenschaft erlebt. In Deutschland ist er kein Unbekannter mehr und heute leitet er selbst eine Malschule in Hannover. Zum ersten Mal aber stellt er im Ausland aus, an jenem „Carrefour de l'esprit“, den das Viertel von Saint-Germaine-des-Prés bildet, in einer kleinen Galerie der Rue Saint-Benoît. Seine Bilder zu beschreiben ist unmöglich: Da sind schlichte Kreidezeichnungen von unerhörter Formklarheit, packende Portaitskizzen und Gemälde neben monumentalen, mit äusserster Prägnanz durchkonstruierten Farbfresken. Harald Schaub hat der immensen, vielschichtigen Palette der zeitgenössischen pariser Kunstausstellungen ein neues kraftvolles Element hinzugefügt.
Theo Oppermann über Harald Schaub
Seit einigen Jahren ist Harald Schaub -"Maler und Schreiber" wie er sich selbst nennt - in Steinhude ansässig, wo er sich ein eigenwilliges Atelierhaus am Ostenmeer errichtet hat. So hat denn auch Schaub Motive aus der Umgegend des Steinhuder Meeres gemalt, z.B. die alte Steinhuder Windmühle. Aber vielseitiger und bedeutender erscheint er mir aus jahrelanger Kenntnis seiner Arbeiten als sozialkritischer Mann des Pinsels und der Feder.
Vor kurzem hat Schaub in Salzgitter eine Ausstellung durchgeführt, in deren Verlauf er "Bilder aus dreißig Jahren" zeigte. Ich hatte Gelegenheit, diese Ausstellung im Atrium des modernen Rathauses der bekannten Industriestadt zu sehen. Hier handelte es sich nicht nur um eine außerordentlich stark bestückte Ausstellung, sondern vor allen Dingen um eine solche, die sich durch die Qualität der ausgestellten Werke weit über das hinaus hob, was man heutzutage allgemein zu sehen bekommt.
Das ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern es wird auch von der Kritik bekräftigt und bestätigt. Und nicht erst seit heute, sondern schon seit Jahren.
Mir liegt zum Beispiel eine Kritik aus der "Saarländischen Volks-Zeitung", Saarbrücken vor, die schon vor Jahren geschrieben wurde, und zwar handelt es sich dabei um einen Bericht über Pariser Ausstellungen des Jahres 1954: Walthari Dietz, Paris, schreibt da u.a.:
"Von deutschen Künstlern, die es wagten, in letzter Zeit selbstständig in Ausstellungen sich hier zu zeigen, sei vor allem Harald Schaub genannt, der durch seine starke persönliche Note auffiel, dank derer er nicht in die "Schachtel der gängigen Sorten verpackt werden kann." Seine Begabung und seine künstlerischen Mittel drängen nach einem großen Format, der monumentalen Gestaltung. Formal strebt er ein Maximum an Entblößung von jedem zufälligen Beiwerk an. Er landet damit jedoch nicht in einem blutleeren Konstruktivismus, dafür ist das Gegengewicht der seelischen Komponente zu stark, sondern bei einem äußerst spannungsreichen Kräftekomplex, der über das Staffeleibild hinausgeht. Man wünscht ihm eine große Aufgabe in moderner Architektur, wo er ohne Zweifel gültige Aussagen zu machen hätte"
Weitere Stimmen aus Paris:
"Combat": "Schaubs Kompositionen zeigen einen Menschen, dem es gelingt, das wesentliche der objektiven Welt zu erfassen, ihre Hauptlinien mit sicherem Können zu zeichnen, ohne dabei seine eigene Empfindsamkeit in den Details dieses Universums auszudrücken ...."
Andere Kritiker reden von einer Ähnlichkeit mit Kokoschka und Leger.
Hubert von Ranke hebt im "Pariser Kurier" hervor: "Schaub ist ein Einzelgänger, ein Pionier gewissermaßen, kein Nachempfinder ...da sind schlichte Kreidezeichnungen von unerhörter Formklarheit, packende Porträtskizzen und Gemälde neben monumentalen, mit äußerster Prägnanz durchkonstruierten Farbfresken. Harald Schaub hat der immensen, vielschichtigen Palette der zeitgenössischen Pariser Kunstausstellungen ein neues kraftvolles Element hinzugefügt..."
"Le Flaneur" schreibt: " ...man kann nicht gleichgültig daran vorübergehen..."
Die "Hannoversche Presse" schrieb kürzlich anlässlich der schon oben erwähnten Ausstellung in Salzgitter: " ... mit einer interessanten Künstlerpersönlichkeit macht eine große Ausstellung vertraut: Harald Schaub - Bilder aus dreißig Jahren. Auf eine eindrucksvolle Weise wird hier die drei Jahrzehnte lange Entwicklung des 1917 geborenen Malers, Graphikers und Lyrikers vermittelt: " ...Auf Harald Schaub passt kein "ismus". Diese Ausstellung erschüttert schon auf den ersten Blick. Neben Monumentalgemälden Bilder kleinerer Ausmaße, aber gewichtig genug, eine Linie erkennen zu lassen, die vom Gegenständlichen zum Abstrakten führt, zum Spiel von Farben und Linien, die nicht ins Uferlose weisen.
Der Maler und Graphiker hat seine Form gefunden. Trotzdem ist er nicht irgendwo einzuordnen. Immer wieder steht der aufmerksame Betrachter fasziniert vor der Aussagekraft der Komposition. Der Künstler ist geprägt durch eine industrialisierte Welt, durch Hinwendung zur Musik, zum Fabulieren.
Schaub ist auch Schriftsteller, geprägt durch entscheidende künstlerische Impulse. Er hat sie aufgenommen und in einem Rausch von Farben verwirklicht. Daneben aber auch Bilder kühler Sachlichkeit, straffer Geometrie und sparsamer Linien..."
Man könnte die Reihe der positiven Besprechungen beliebig fortsetzen. Es gibt nur wenige Maler, die so sicher und treffend, so souverän geradezu, ihre Sprache reden und - für jeden verständlich, ohne banal zu sein - sich ausdrücken. Er ist gewiss nicht immer bequem, was seine Arbeiten sagen, aber: er hat etwas zu sagen !
Und er ist bei aller Modernität dennoch fern von jenen oft mehr als zweifelhaften Auch-Künstlern, die nur aus dem Abfallmüll oder anderen nichtssagenden Belanglosigkeiten ihre Motive suchen, weil ihnen sonst nichts einfällt - wobei allerdings nicht bestritten werden soll, dass auch hier echte Talente Aussagemöglichkeiten haben können - aber wenn die meisten von ihnen schon längst vergessen sein werden, wird das, was Schaub , der sein Metier auch technisch vollendet beherrscht, malt und schreibt, noch immer Gültigkeit haben. Denn er gehört zu denjenigen, deren Werke Bestand behalten werden. Mit Recht stehen daher auch eindrucksvolle Arbeiten von ihm in Galerien und Museen.
(Oppermann, Theo, Harald Schaub. Maler und Schreiber in Steinhude. „Er kann nicht in die gängige Sorte verpackt werden“, in: Wunstorfer Zeitung / Berenbosteler Zeitung / Neustädter Kreis-Anzeiger / Die See Provinz, 27.6.1970)
Zum Autor: Theo Oppermann *1893 †1974 / Ausbildung im Zeitungsverlag zum Redakteur / Anschließende Studien in den Fächern Gesang, Kunst und Malerei / Übernahme des väterlichen Betriebes als Verleger und Herausgeber der Wunstorfer Zeitung (Tageszeitung der Region nordwestlich von Hannover) / Literatur, Musik und Kunst blieben Schwerpunkte seines Berufes, die eigene Malerei sein Hobby / Eine besondere Freundschaft verband ihn mit den Schriftstellern Ernst Jünger, Friedrich Georg Jünger und Hans Leip.
Tanja Soroka über Harald Schaub
Das Angebot, für die ALTREWA-Kunstsammlung in Neustadt zu arbeiten, kam für mich als freiberuflich tätige Kunsthistorikerin (u.a. für Universitäten und Museen) überraschend. Der Maler Harald Schaub sagte mir zunächst einmal nichts. Doch schon die erste Begegnung war beeindruckend: ein historischer Fachwerkbau bis unters Dach voller Bilder! Schaubs Kunst, entstanden vor allem zwischen 1945 und 1970 im Spannungsfeld von gegenstandsbezogener und abstrakter Malerei, ist herausragend! Seine Bilder faszinieren: Er ist ein Meister der Landschaft und des Menschen, ein scharfer Beobachter seiner Zeit mit dem Drang zum Monumentalen, nicht nur was das Format betrifft. Seine Bilder zeugen von einer tiefgehenden Durchdringung des Dargestellten ohne einfach nur abzubilden. Schaub baut seine Werke von den Farben her auf, die oft rein und unvermischt gegeneinander gesetzt sind und eine ungeheure Leuchtkraft entwickeln. Das Ungebändige dieser Farben wird aufgefangen durch eine strenge Gestaltung der Fläche und eine exzellente Linienführung. Seine Bilder haben etwas sinnlich Vibrierendes, Expressives, teils auch Surreales. Die Bildsprache ist voller Vehemenz und verrät die Leidenschaft eines Malers, der seinem eigenen Stil treu bleibt und sich einem Schubladendenken verweigert. Auf ihn passt kein "Ismus", wie es ein zeitgenössischer Kritiker nennt. Schaubs Lebenswerk verbirgt sich seit Jahrzehnten in dieser Privatsammlung - es wird Zeit, dass die Kunstwelt sie kennenlernt! An der Entdeckung eines herausragenden Künstlers seiner Zeit beteiligt zu sein, sie wissenschaftlich begleiten und aktiv unterstützen zu können, ist ein Glücksfall. Ich freue mich auf diese Aufgabe!